22 / 04 / 05 bis 31 / 05 /05
Installation von Ines Tartler
Ohne einen zugehörigen Ort können die Arbeiten von Ines Tartler nicht entstehen. Die Möglichkeiten eines ‘vor Ort Seins’ und seine Bedingungen sind prägend. Im Mittelpunkt steht die äußere Ausgangssituation zusammen mit einer inhaltlichen Auseinandersetzung . Alles hat Bedeutung und wird miteinbezogen. Hieraus entstehen Räume und Installationen, Texte und Zeichnungen.
Entsprechend ihrer Arbeitsweise entwickelt Ines Tartler für diese Räume und Orte Arbeiten, die deren jeweiligen Inhalte (Rauminhalte) thematisieren, beziehungsweise freilegen und sichtbar machen. Die in sich greifenden künstlerischen Mittel und Informationsfragmente werden hierbei erst im Erfahrungskontext des einzelnen Besuchers vervollständigt.
In der Arbeit „Geschmacksverstärker“ bezieht Ines Tartler erstmals in einer Arbeit den Geschmackssinn mit ein. Sowohl im Sinne des Schmeckens als auch des Gefallens. Geschmack ist einerseits das Vermögen, Dinge nach ästhetischen Prinzipien/Wertmaßstäben zu unterscheiden und zu beurteilen. Daneben beschreibt er ein subjektives Werturteil ‚was jemand schön oder angenehm‘ empfindet und ist gleichzeitig die Bezeichnung für die Grundqualitäten unserer Sinne: die Fähigkeit zu schmecken und, im übertragenen Sinn, einen eigenen Geschmack zu bilden.
Der Titel der Arbeit wird in all seinen Facetten beleuchtet. Die Galerie als Ort der Geschmacksbildung, Betonung oder Fokussierung ebenso, wie die Fragestellung, in welcher Zusammensetzung sich einzelne Einflüsse auf eine Wahrnehmung, einen Geschmack auswirken.
Die Galerie als Ort, an dem bestimmte künstlerische Positionen vertreten und gezeigt werden, die dadurch sichtbar werden und einen Einfluss auf den Betrachter nach sich ziehen…
Geschmacksverstärker (Glutamat) wird als künstlerisches Mittel eingesetzt. Sichtbar als glitzernde Wand, als minimale Verstärkung, trägt und überträgt dieser unauffällige Eingriff seine Bedeutungen und geschmacksverstärkende Aspekte auf den Raum und die Besucher.
Im Raum sind Einzeltische platziert, die das jeweilige Areal eines Gastes repräsentieren, das ihm persönlich zur eigenen Geschmacksbildung dient und die Konzentration auf die eigene Wahrnehmung verstärkt. Die Platzierung im Raum prägen zusätzlich den Charakter eines Platzes.
Als entsprechendes Menü werden diverse Speisen serviert, die aus dem Eigengeschmack der verwendeten puren (natürlichen einfachen) Zutaten entstehen. Ein Essen, das sich den tatsächlichen Geschmack der Speisen zueigen macht.
(Der Eigengeschmack der Speisen steht im übertragenen Sinn für den eigenen Geschmack einer Person an sich. Die (Überzeugungs-)Kraft des ‚gegessenen Eigengeschmacks‘ überträgt sich.)
Das Menü enthält alle Geschmacksrichtungen, spielt mit Konsistenzen, Temperaturen, Formen und Farben. Unterschiedlichkeiten als Kraft des Eigengeschmacks. Ein über den Zeitraum der Ausstellung wechselndes Menü entspricht dieser Auffassung der ständigen Veränderung: gegen die Langeweile des Gleichen, was wiederum das Glutamat aufgreift, das alles gleich macht: Masse, Gleichschaltung von Geschmack, Verallgemeinerung, Einebnen der Aromen, der verschiedenen Geschmacksebenen.
Das Essen wird als Terrain verstanden, in dem sich der Gast bewegt. Durch das Essen nimmt er die Inhalte auf, bzw. stellt weitere (eigene) Bezüge her.
(auch jeder Tätigkeit des Gastes während des Essens unterliegen weitere Bedeutungsebenen. ein Beispiel: im Auswickeln einer Speise, spiegelt sich eine ‚Entwicklung’…Komplexität!)