Cuisine macabre

Tom Fellner: Cuisine Macabre

Sommer 2008

Tom Fellner begann im Winter 1992/93 mit dem Malen von Skeletten und Schädeln als eine Form persönlicher Katharsis. Seine damalige Darstellungen waren äusserst makaber, wenn nicht graueneinflössend. Als er 2007 zu diesem Thema zurückkehrt, nehmen die Schädel und Skelette einen spielerischen, launenhaften Charakter an.

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Die grossformatigen Skelette in der jetzigen Ausstellung stammen alle aus 2008, sind mit Tusche auf getöntem Papier gezeichnet, mit Gouache und Wasserfarbe akzentuiert, und teilweise durch anatomische Tafeln und Buchillustrationen aus dem 16. bis 18. Jh. inspiriert. Hier stellt Fellner seine Skelette in äusserst skurile, zuweilen fröhliche Umgebungen. Die zugefügten Augen verstärken ihren Ausdruck.

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Drei der Zeichnungen stellen Kinderskelette dar. Eines zeigt uns den Stinkefinger, dem zweiten tropft Blut von klauenähnlichen Fingern, während zwei Kinder sich fröhlich hüpfend entfernen, ein drittes wirft sich auf einem Podest in Pose und lässt Föten kokett an Nabelschnüren baumeln.

Die erwachsenen Skelette befassen sich mit reiferen Themen. Das erste spielt mit einem Jo-Jo und betrachtet einen Sarkophag, auf dem ein mit sich selbst spielender Flussgott liegt. Das zweite stützt sich lässig auf einen grossen Phallus. In einer dritten Zeichnung verwandelt sich das Skelett in einen Baum, der sowohl an die klassische Nymphe Daphne wie an den gekreuzigten Christus erinnert.

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Für Fellner, wie für uns alle, geht von Skeletten und Schädeln eine nachhaltige Faszination aus. In der jüdisch-christlichen Tradition sind sie Symbole für die Auferstehung des Körpers und des letzten Gerichts. Generell dienen sie oft als Memento Mori. Das Skelett ist das Gerüst des Körpers und deshalb lebensnotwendig, doch überdauert es den Tod. Skelette und Schädel erinnern uns nachdrücklich an unsere unentrinnbare Sterblichkeit.