DIE ANATOMIE DER MELANCHOLIE

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DIE ANATOMIE DER MELANCHOLIE

Installation von Pierre Granoux
Zusätzlich mit Werken von Astrid Köppe und Aaron Rahe

29 / 09 / 18 bis 25 / 11 / 18

Ausgangspunkt für die raumfassende Installation von Pierre Granoux zusätzlich mit Werken von Astrid Köppe und Aron Rahe und das entsprechende Menü ist der Kupferstich „Melencolia 1“ von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1514, eine Bestandsaufnahme der geistigen und intellektuellen Gedankenwelt des Künstlers in seiner Zeit. Im Zentrum sitzt eine geflügelte und sinnende Frau, umgeben von symbolischen Gegenständen aus Handwerk, Wissenschaften, Baukunst, Alchemie und Mystik.

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Die Melancholie ist eines der vier Temperamente. Dem Melancholiker wird die schwarze Galle als Körpersaft und die Milz als Organ zugeordnet. Dies ergibt einen nachdenklichen, schwermütigen, oder depressiven Zustand. Dem Choleriker wird als Körpersaft die gelbe (grüne) Galle zugeordnet und ist erregt und reizbar. Dem Sanguiniker wird als Körpersaft das Blut zugeordnet und er ist heiter und aktiv. Dem Phlegmatiker wird als Körpersaft der Schleim zugeordnet und er ist passiv und schwerfällig.

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Kein Gemütszustand interessiert die westliche Kultur schon so lange wie die Melancholie. Traditionell als Ursache für seelisches Leiden und Wahnsinn verstanden, galt sie zugleich als typisch für Helden und Genies. Entsprechend sehen viele in Dürers Bild eine Darstellung
der Melencolia Artificialis, eine Art Künstlermelancholie, die nicht depressiv, sondern genial ist, aber vom Planeten Saturn beeinflusst zur Schwermut neigt. Melancholie ist demnach das Einzige der vier Temperamente, welches zur Kreativität befähigt. Nimmt die Schwermut jedoch überhand, versinkt der Künstler in einer gefährlichen, selbstzerstörerischen Depression.

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In der mittelalterlichen und neuzeitlichen Vorstellung hat jeder Mensch eine ihm eigene, ihn bestimmende Zusammensetzung von Körpersäften. Wenn sie aus dem Gleichgewicht kommen kann das zu Krankheiten führen. So braucht auch jeder Mensch eine auf ihn abgestimmte Diät zur Heilung. Sowohl bei Robert Burton (1577 – 1640) als auch bei Hildegard von Bingen (1098 – 1179) wird versucht durch entsprechende Diäten das Gleichgewicht wieder herzustellen und im Falle des Melancholikers, diesem Vorherrschen der schwarzen Galle mit kalten und trockenen Körpersäften, entgegenzuwirken.

Heilung erfolgt durch warmes und feuchtes Essen. (Robert Burton „The Anatomy of Melancholy“ (1621). Man soll nicht übermässig essen und lokale und saisonale Produkte verwenden, viel Omega 3 Fettsäuren, Folsäure (Vitamin), Selen (Spurenelement) in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln zu sich nehmen. Die Stimmung des Menschen wird nicht nur beeinflusst durch Inhaltsstoffe und biochemische Prozesse, sondern auch durch eine positive Umgebung verbunden mit Essen, das eine positive Erinnerung auslöst , die hilft die Körpersäfte in Griff zu bekommen.

Im folgenden Menü unterstützte ich zunächst die Kreativität des genialen Melancholikers (schwarze Galle) und versuche mich dann an einer therapeutischen Auflösung zur Eindämmung der saturnischen Schwermut mit einer Reihe von Nahrungsmitteln, die Hildegard von Bingen (1098 -1179) oder Robert Burton (1577 bis 1640) dazu empfehlen.

Menu Antimelancholika

Die schwarze Galle
Verkohlte Zwiebel, Schweinswurst, Ragoût vom Lamm mit Sepiatunke, Miesmuscheln und Rotwein

Therapie
Gebrannte Grießsuppe mit Dinkelgrieß und Dinkkelmilch mit Ei und Muskatnuss

Fenchel im Süssholzsud mit Galgant, Spinatsalat und mit Maronen und Majoran gefülltes Huhn in Thymianessenz

Bärwurz-Birnen-Honig mit weissem Wein, süssen Früchten und Mandeln