JOFROI AMARAL (B)
MAURICE DOHERTY (IRL)
PIERRE GRANOUX (F)
JULIEN GRENIER (F)
HENRIK STRÖMBERG (S)
28 / 08 / 2013 bis 21 / 11 / 2013
Eröffnung mit DJ Filet de Soul
„Suer“ ist das französische Wort für schwitzen, „gaz“ bedeutet Gas. Bringt man diese beiden Worte ,
die gemeinsam ein Palindrom zu ZAGREUS bilden, in Zusammenhang mit dem Akt des Kochens,
so wird daraus „anschwitzen“ und „Gasherd“. Im Amerikanischen bedeutet “Gas” Benzin, auf Französisch
wiederum “essence” genannt, was an den deutschen Begriff “Essenz” erinnert: Kochen und Essen als sich
immer wiederholendes Ritual der Reduktion und der Transformation.
Pierre Granoux gestaltet die Ausstellung SUER GAZ-ZAGREUS in seiner Doppelrolle als Künstler und Kurator.
Einerseits legt er eine Installation von 2002 unter dem Titel „Recettes – Reset“ neu auf, anderseits lädt er Künstler
seines Kunstraums LAGE EGAL ein, mit ihm auszustellen: Jofroi Amaral, Maurice Doherty, Julien Grenier und
Henrik Strömberg. Entscheidend bei der Auswahl der Künstler – und der Kunstwerke – sind deren Bezüge auf Esskultur
im weitesten Sinne. So wie man beim Essen ungern alleine bleibt, war die Gemeinschaftsausstellung mit Künstler-Freunden
für Granoux ein wichtiges Anliegen.
Den Ausgangspunkt seiner Installation bildet eine Sammlung von Postkarten mit Küchenrezepten aus Frankreich,
die er den Sommer über von Freunden und Bekannten zugeschickt bekommen hat. Mit diesen Rezepten aus der
Heimat wird er den Galeristen und Kochkünstler Ulrich Krauss herausfordern, der wöchentlich aus dem Fundus der
Rezeptkarten ein MENÜ Á LA CARTE POSTALE in vier Gängen entwickelt.
Die Arbeiten von Julien Grenier erinnern an geschichtete Nahrungsmittel, an Überreste einer farbenfröhlichen Ess-(Un)kultur.
Die Pastellzeichnungen sind Teil einer unendlichen Serie, die der Künstler täglich zu Beginn seiner Atelierarbeit anfertigt, eine
Art Auflockerungsübung, wobei er sich von Essensresten in seinem Atelier oder aber von Erinnerungen an eingenommene
Mahlzeiten inspirieren lässt.
Jofroi Amaral zeigt die detaillierte Abbildung eines Haufens menschlicher linker Oberschenkelknochen. Handelt es sich um
die perfide, systematische Sammlung eines Kannibalen oder um ein vergessenes Lager von Industrie-Einzelteilen? Sind
Knochen nicht die Vorläufer unserer Werkzeuge und Waffen?
Die schwarz-weiß Negativ-Fotografien von Henrik Strömberg zeigen schillernde, silbrig glänzende Objekte, die an Trophäen
und Kelche erinnern und von denen sich schwer sagen läßt, woher sie stammen und wozu sie dienen, wie Ausstellungsstücke
eines historischen Museums, Überbleibsel geheimnisvoller Rituale aus einer längst vergangenen Kultur.
Das Warten erhöht die Vorfreude auf das Essen, der Aperitif zögert die Essenszeit heraus, öffnet den Appetit und Pausen
zwischen den einzelnen Gängen laden zum angeregten Gespräch ein. In der Videoarbeit von Maurice Doherty wird das
Warten auf die Kellnerin jedoch über das Erträgliche hinaus verlängert und die Geduld des Zuschauers auf die Probe gestellt…
[DG/PG]