Ausstellungsprojekt zu Glück und Gegenglück
Audioinstallation mit Texten eines fiktiven Borderline Patienten von Karl Heinz Jeron
18 / 9 / 09 bis 13 / 11 / 09
Der Neurotransmitter Serotonin ist der biochemische Schlüssel zum Glück. Er ist der laufend alles durchdringende Stimmungsaufheller. Es vertreibt die Angst, Kummer und Sorgen, Pessimismus, dauerndes Wiederkäuen und Grübeln. Dadurch macht es uns von vornherein durch und durch unbekümmerter, gelassener, ausgeglichener, zufriedener und gesättigter.
Serotonin ist lebensnotwendig. Es gibt uns das Gefühl der Gelassenheit, Ausgeglichenheit, inneren Ruhe und Zufriedenheit. Unter anderem ist es dadurch auch an unserem Appetit und Essverhalten, dem Gefühl der Sattheit und Angstfreiheit beteiligt. Ein ausreichend hoher Serotoninspiegel in den Synapsen übertrrägt gleichsam die Botschaft, dass wir satt, gelassen, innerlich ausgeglichen, ruhig und zufrieden sind. Dabei dämpft es eine ganze Reihe unterschiedlicher GefühlszustaÅNnde wie Aggressivität, Hunger, Angstgefühle, Kummer und Sorgen, Niedergeschlagenheit und Depressionen. Deshalb wurde Serotoninauch einmal von einem Neurobiologen als ‘der uns zivilisierende Botenstoff’ und von andern als der ‘feelgood’-, ‘Well-Being’- oder ‘Wohlbefindens’-Botenstoff bezeichnet, weil wir dank ihm ruhig und gelassenan uns und der Welt teilhaben können. In erster Linie dämpft Serotonin die Angst. Ein Mangel an Serotonin wurde deshalb bei so unterschiedlichen mentalen Störungen wie behindernder Schüchternheit, Sozialphobie, allen Angststörungen, ‘leichter’, mittelschwerer und schwerer Depression, Migräne, zwanghafter Wiederholungsstörung, Aggressivität, häufig wiederkehrenden schwarzen Gedanken über den eigenen Tod, wiederholten Selbstmordversuchen (Courtet, 2004) und Selbstmorden nachgewiesen.
Das Projekt beschreibt Situationen in denen der Simmungsaufheller Serotonin nicht greift. Das mehrmonatige Studium von verschiedenen Borderline Foren bildet die Grundlage für ein fiktives Tagebuch. Mit Hilfe einer Spracherzeugungssoftware wurden daraus Audiodateien erzeugt.
Die Texte handeln von dem Versuch reale Situationen, reales Erleben von subjektivem Unglück zu beschreiben. Es geht darum mögliche Gedanken, Wahrnehmungen und Empfindungen zu fixieren. Die Google Image Suchmaschine wurde zum Thema befragt und aus den gefundenen Bilder Videos erzeugt, die auf kleinen 2“ Displays gezeigt werden. Google wird verwendet, da Repräsentation von Persönlichkeit in immer stärkeren Maße eine Repräsentation im Internet zu bedeuten scheint.
SEROTONINSCHOCK
ein beglückendes Menü in 4 Gängen
hausgeräucherte Calamaretti und Zucchini
mit Mousse von Butterkürbis und
und Tomaten – Vanillevinaigrette
Gefüllte Perlhuhnbrust mit Oliven und Rosmarin
karamellisierte Quitten und Rieslingjus
Pochierter Rinderfilet aus dem Gewürzsud
mit Petersiliensaft, Hollandaise mit geröstetem Paprika,
und Kartoffelbrandate mit Hagebuttenmark
Trestereis mit Vanillesahne und Traubensalat mit Walnusskrokant