Von Armen und Beinen

Von Armen und Beinen

Installation von Christina Paetsch

04 / 09 / 19 bis 02 / 11 / 19

Christina Paetsch arbeitet in ihren Bildern und Installationen bevorzugt mit Lebensmitteln und Dingen, die uns dies suggerieren. Beine von Tieren benutzt Sie häufig als bedeutungstragendes Material. Jedoch, die Dinge sind nicht so, wie sie scheinen. Ob das überquellende tägliche Angebot unserer Supermärkte oder das verloren gegangene Bruchstück auf der Straße – Sie greift auch hier Schönheit und Ekel auf, die beiden dicht beieinanderliegenden Schwestern, verwebt die Gegensätze und spielt mit unseren Bedürfnissen. Paetschs oft aufwendige Inszenierungen, in denen die Dinge gleich Collagen aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst werden, führen geradewegs in die Absurdität.

Ob wir strampeln oder mit den Armen rudern, es nützt nichts. Arme und Beine, ob als Fortbewegungsmittel oder Trophäen an der Wand, oder als Lukullisches vor unserer Nase. Christina Paetsch zieht uns mit ihren Bildern in ihren Kosmos, der, wie ein guter Wein, seine Geheimnisse erst nach und nach preisgibt.

In der Ausstellung „Von Armen und Beinen“ im Zagreus Projekt zeigt Sie eine Installation aus Fotografien und Objekten, gleich einem Parcours mit Armen und Beinen.

Zur Ausstellung servieren wir das Menu „alles mit allem“

„Soljanka“ mit Sepia, Oktopus und Basilikumsahne

Mangold und Spinatsalat mit gesulzter Spätlese,
Austern, Muscheln und Champignons mit Limonenvinaigrette

Kalbshaxe, Blumenkohl, Kopfsalatherzen, Spitzkohl und Zander
(Alles im Ganzen serviert und auf dem Tisch tranchiert)

Früchte in Bitterschokolade, karamellisierte Mandeln und Tonka Bohne

 

PALOMBIÈRES

Fotos und Videos von Roland Fuhrmann

05 / 07 / 19 bis 31 / 08 / 19

Der Wald ist ein mythischer Sehnsuchtsort, ein Hort scheinbar heiler, Seelen heilender Natur. Doch auch im Südwesten Frankreichs ist der Wald geschrumpft auf wenige Inseln inmitten intensiver Landwirtschaft. Auf diese Oasen ziehen sich die Paloumayres zurück – im normalen Alltag Menschen aus allen Bevölkerungsschichten. Sie entfliehen temporär ihrer Alltagswelt in den Freiraum einer Gegenwelt. Sie verbinden sich mit dem Wald, um dem Jagdwild auf Augenhöhe begegnen zu können. Dazu schaffen sie sich ihre eigene kleine Wildnis als eine Art widerspenstigen Akt gegen gesellschaftliche Normen und Zwänge. Es ist eine Rebellion gegen die Realität und eine triebhafte Verbindung zum Urwüchsig-Kreatürlichen.

Den Mittelpunkt bildet die Palombière. Dieser Bau wird für die Paloumayres zur Lebensaufgabe. Das stets unfertig erscheinende, rastlos wuchernde Gebilde mit undefinierbarer Geometrie ist in seiner mystischen Erscheinung eine Architektur der Anarchie, emporgereckt bis über die Wipfel der umstehenden Bäume. In ihrer Imperfektion verkörpert sie die perfekte Improvisation, zusammengestückelt aus Fundstücken und Restmaterialien. Ein verhüllter Aufgang, ein versteckter Fahrstuhl und getunnelte Gänge in mehrere Richtungen verwurzeln den Bau mit dem Waldboden und verlieren sich in der gestalteten Wildnis. Die dabei entstandene Vielfalt der Materialien, Formen und Konstruktionen ist beeindruckend. Die variantenreichen Gehäuse verschmelzen zuweilen so kongenial mit dem Wald, dass wohl weniger von Bauformen als vielmehr von Wuchsformen gesprochen werden sollte.

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Die Palombière ist ein bewohnbarer Gemeinschaftsbau mit voll ausgestatteter Küche im Zentrum. Sie entsteht in Zusammenarbeit von Freunden und steht für deren Zusammenhalt. Sie ist gastlicher Ort der Einkehr und Symbol des Miteinanders bei Wein und gutem Essen. Doch zugleich ist sie tödliche Falle. Ihre ursprüngliche Zweckbestimmung dient der Jagd auf die Schwärme der Ringeltauben (Palombe) Nordosteuropas auf ihrem Weg ins spanische Winterquartier. Aus einer alten Tradition entwickelte sich im letzten Jahrhundert diese extrem aufwendige Jagdtechnik. Das über Seilzüge fernbedienbare Netz mit lebenden Lockvögeln ähnelt mehr dem Angelsport als der Jagd. Dabei ist die gemeinsame Tätigkeit an sich längst viel wichtiger geworden als die Fangquote. Für Außenstehende ist eine derartige Negativbilanz mit Vernunft nicht vereinbar.

Als Künstler und Bauforscher faszinieren mich diese dilettantisch-genialen Wildwüchse unkontrollierter Baukunst immer wieder aufs Neue. Sie bilden den nonkonformen Gegenentwurf zu unserer hoch technisierten Welt. Mit ihrer kraftvollen Formensprache können einige durchaus als antiakademische Werke der Art brut gesehen werden. Deshalb habe ich mein 2008 begonnenes Projekt 2018 weitergeführt und mich erneut wie ein Paläoanthropologe durch das Gestrüpp Aquitaniens geschlagen, über 80 dieser Palombières aufgesucht und für diese Ausstellung fotografisch und filmisch erschlossen – Silence, palombière!
Roland Fuhrmann

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Zur Ausstellung
Palombières

servieren wir das Menü:
Die Küche Aquitaniens

Wir servieren, vorzugsweise im Garten unter einem Tarnnetz, einige Gerichte aus der „Küche Aquitaniens“ wie sie in einem gastlichen, gemeinsamen Mahl unter Freunden in der Palombière gegessen werden.

Rillette/Confit de Canard
Salade
Poisson poché au Beurre Blanc
Salmis de Palombes
Poulet Rôti
Fruits flambée