SCHICHTUNGEN / FALTUNGEN

SCHICHTUNGEN / FALTUNGEN

Keramik von Gabriele Künne

Gabriele Künne hat für Zagreus Projekte eine Geschirrlandschaft entwickelt, die sich zwischen Gebrauchskeramik und künstlerischem Keramik-Objekt bewegt. Keramik als eine der ältesten Kulturtechniken wird von der Künstlerin in vielfältiger Art und Weise immer wieder infrage gestellt. Traditionell und historisch im praktischen, dekorativen und kultischen Bereich verortet, entwickelt sich die künstlerische Keramik Anfang des 20. Jahrhunderts weg von dem Gefäß, der Schale, der Kultfigur. Nicht zufällig stammt der Begriff der Keramik aus dem Altgriechischen:

keramos (κέραμος) – durch Brennen hergestellte, haltbare Formen aus Ton, die im Athener Bezirk Kerameikos hergestellt wurden. Hohlformen stellen schon immer die Basis der Gebrauchskeramik dar – aber auch der künstlerischen Keramik, die aus verarbeitungstechnischen Gründen ähnlich behandelt werden muss.

Gabriele Künne arbeitet auch mit Hohlformen, Vasen und Gefäße werden dabei jedoch zitiert, persifliert, die Wahrnehmungsmechanismen infrage gestellt. Neben diversen Hohlformen verarbeitet sie auch Flächen, die gleichmäßig ausgewalzt und anschließend geschichtet, gefaltet, geworfen und geschlagen werden. Arbeitsspuren bleiben dabei sichtbar und offenbaren die Entstehung, der sich zwischen genauer Planung, prozesshafter Artikulation und dem sogenannten Zufall bewegt. Eine tiefe Konzentration auf das mögliche Ergebnis und eine schnelle Handlung bestimmen die Faltung, die Formung, das Objekt.

Für das Menü hat die Künstlerin zwei Sets angefertigt:
Phiale (aus dem altgriechischen φιάλη phiálē, deutsch ‚Schale‘ ist eine flache, henkel- und fußlose Opferschale in der griechischen Antike)
Patera (eine ebenso flache Schale, die von den Römern in der Antike als kultisches Gefäß verwendet wurde)

Diese Sets werden nun im Zagreus Projekt mit einer Abfolge von Speisen belegt und begossen.

Außerdem ist eine künstlerische Arbeit zu sehen, LAGER, die ein Repertoire an keramischen Objekten zeigt. Für Gabriele Künne spielen abstrakte Objekte und Objektsysteme, deren unbestimmte und unbestimmbare Formen sich aus urbanem Erleben entwickeln, eine wesentliche Rolle.

www.gabrielekuenne.de

MENU

Die Keramik – Sets Phiale und Patera werden im Menü „Schichtungen / Faltungen“ mit einer Abfolge von Speisen belegt und begossen.

Set Phiale

Hummer
Tomate
Paprika
Treviso
Aioli mit Piment d´Espelette
Rotwein

Set Patera

Aubergine
Miso

Sepianudel
Zitronensauce

Gnocchi
Ragù

Polenta
Rote Zwiebel

Desert

Biskuit Birne Quitte

Meerschaum-Gewoge

Meerschaum-Gewoge
Installationen und Skulpturen von Miriam Lenk

25 / 02 / 22 bis 25 / 04 / 22

Die Galerie verwandelt sich in eine Mischung aus Korallenriff und barocker Höhle. Die Stirnwand des Raums wird von einer altarartigen Installation beherrscht und von der Decke schwebt Octopussy über der Tafel. Dort wogt es weiter in Form von barocken Tellern und Kelchen, die sich aus Lenks Skulpturen befreit zu haben scheinen. Die Gäste können für einen Abend dem kalten Berliner Februar entfliehen und sich in Meerschaum-Gewoge ästhetisch und kulinarisch aufladen.

Das Zentrum ihres Werkes bildet ein weiblicher Archetyp: groß und prächtig, raumgreifend und dominant. Dieser Archetyp steht nicht isoliert, sondern ist Teil eines von uns nicht steuerbaren Naturgeschehens, dessen Erfahrung uns eine Ahnung von der alle menschliche Vorstellungskraft übersteigenden Dimension des kosmischen Gesamtgefüges vermittelt. Ihre Skulpturen stehen für eine polytheistischen, sinnlichen Gegenkultur nach dem Kampf der Geschlechter: post-patriarchalisch und post-feministisch. Weibliche Sexualität muss nicht mehr verleugnet werden, sie wird im Idealfall ohne Zweck genossen und gefeiert!

www.miriamlenk.de

Lesen Sie dazu auch den in DEEDS.NEWS erschienen Artikel mit einer 3D Präsentation der Ausstellung.

 

Dazu servieren wir das Menü

fließen – schütten – legen

Das Menü, das in den Keramiken von Miriam Lenk angerichtet wird, ist eine Abfolge von Speisen unterschiedlicher Konsistenz und Farben, die in die barock anmutenden Teller und Kelche gelegt oder gegossen werden.
Der Kellner kommt zum Platz und gießt, schüttet, oder bestäubt den Teller mit einem weiteren Element des Menüs, so dass stets aufgegessen und erneuert wird und sich immer andere Kombinationen und Ergänzungen finden. Ein Staffellauf von floralen Speisen und Früchten des Meeres

MENÜ

Silvaner, Hubert Lay, Kaiserstuhl

Algen, Rogen, Muscheln / Consommé
Salatherz / Zitrone / Petersilie
Joghurt / Meerrettich
Chicorée / Orange

Chardonnay, Domaine Arsac, Ardèche

Eier, Safranmaionnaise
Süsskartoffel / Rapsöl
Wolfsbarsch / Apfel-Traubensauce / Mandeln

Bastide Miraflors, Domaine Lafage, Roussillon

Karotten, Honig / Gremolata
Wirsing / Marmelade vom Rind / Portwein
Kartoffel, Meersalz

Schokolade / Birne / Haselnuss

 

ONE MORE TIME

ONE MORE TIME

Skulpturen Gabrielle Rossmer
Film Luther Price
Malerei Sonya Gropman

05 / 03 / 20 bis 14 / 04 / 20

Die Ausstellung arbeitet mit Haushaltsgegenständen die mit Kochen und Essen zu tun haben sowie Zeit, Ort und Bedeutung in sich gespeichert haben. Gegenwart und Vergangenheit, Deutschland und die USA, menschliche Erfahrungen mit Nahrung, Verlust, Heimat, Emigration und erneute Verwurzelung und Erholung.

Sie bezieht sich auf das Heute, wie es aus dem Vergangenen entstanden ist, das Annehmen der Geschichte als Teil unserer Gegenwart.

Als die Familie Rossmer 1939 mit ihrer einjährigen Tochter Gabrielle aus Nazideutschland flohen, nahmen sie alle Möbel, Küchenutensilien und Wäsche in einer grossen Kiste mit nach New York City. Fast alles hat bis heute überlebt und ist immer noch im Gebrauch der Familie.

Ironischerweise mussten Juden während des NS Regimes eine Steuer auf alle Haushaltsgegenstände bezahlen, die sie mitnehmen wollten, mit dem Ziel jüdisches Leben in Deutschland auszumerzen, doch führten diese Gegenstände in ihrer Familie zu einer fortwährenden Verbindung zu dem früheren Leben in Deutschland.

Alle drei Künstler der Ausstellung erleben und untersuchen diese Gegenstände aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Die Malerei von Sonya Gropman aus heutiger Sicht, Luther Price arbeitet mit Archiv-Filmmaterial und Gabrielle Rossmer reflektiert ihre eigene Geschichte.

Gabrielle Rossmer und ihre Tochter Sonya Gropmann haben zusammen „The German-Jewish Cookbook: Recipes & History of a Cuisine“ geschrieben und 2017 bei Brandeis University Press veröffentlicht. Es beschäftigt sich mit der fast verschwundenen Tradition deutscher Juden und versucht diese zu bewahren. Die meisten Überlebenden der 30 er Jahre sind mit der Kultur
der Länder verschmolzen in die sie emigrierten.

Die Küche ist der Ort in dem die Deutsch-Jüdische Kultur am Besten bewahrt ist, da viele Rezepte der Mütter, Grossmütter und Urgrossmütter erhalten sind, wie Rezepte für das Passah Fest ohne gesäuertes Brot, das Lichterfest mit meist in Fett gebackenen Speisen, oder die Schabbat Brote (Berches).

Gabrielle Rossmer ist Bildhauerin. 1991 entwickelte sie eine Multimedia-Installation mit dem Titel „In Search of the Lost Object“ die sich mit der Geschichte der Familie auseinandersetzt, sowie der späteren Emigration in die USA. Diese Arbeit wurde in ihrem Geburtsort Bamberg und in der Cathedral of St. John the Devine in NYC ausgestellt, als Teil der Ausstellung „Witness and Legacy,
Contemporary Art about the Holocaust“. Mit der aktuellen Arbeit knüpft sie 18 Jahre später an diese Ausstellung an.
Alte Haushaltsgegenständen sind mit weissen Binden und Kleister abgeformt und beziehen sich auf diese vergangene Zeit. Gabrielle Rossmer lebt in Massachusetts, USA

Luther Price ist Experimentalfilmer dessen Werk weitläufig in den USA und Europa ausgestellt wurde. Unter anderem im Museum of Modern Art und der Whitney Biennale in NYC. 1991 hat er historisches Filmmaterial von Haushaltsgegenständen und Familienmitgliedern verarbeitet und daraus einen 15 minütigen Film mit dem gleichen Titel „In search of the lost Object“ zusammengestellt, zu dem er sagt, dass die Objekte zu ihm sprachen, lebendig und voller Bedeutung wurden. Luther Price lebt in Boston, USA

Sonja Gropmann ist bildende Künstlerin und Autorin von Texten die in Zusammenhang mit Nahrung und Kochen stehen.
Die in starken Farben direkt auf die Wand gemalten Silhouetten und Ornamente reflektieren ihre Arbeit in der Küche. Die Motive wiederholen sich und bilden ein Muster das zwischen Vergangenheit und Gegenwart schwankt. Sonya Gropman lebt in NYC

www.germanjewishcuisine.com

 

DIE BENTOBOX IM LEBENSMITTELSORTIMENT

Bentobox Zagreus Koch Kunst Galerie Berlin

DIE BENTOBOX IM LEBENSMITTELSORTIMENT

Raumzeichnung von Werner Degreif
Objekte von Uwe Sennert

08 / 10 / 15 bis 21 / 11 / 15

Die Ausstellung DIE BENTO BOX IM LEBENSMITTELSORTIMENT zeigt die zweite Zusammenarbeit der beiden Künstler Uwe Sennert, Berlin, und Werner Degreif, Mannheim, dieses Mal zum Thema Essen bzw. Warenauslagen.

Während Uwe Sennert überdimensional große, meist mit Bauschaum, Tuch, Gips und Farben gearbeitete Objekte von Menüschachteln bzw. Bento Boxen aber auch von Waffeln präsentiert, erfindet Werner Degreif mit nur auf schwarze Linien reduzierten und direkt auf die Ausstellungswände gemalten, raumgreifenden Zeichnungen, die Hintergründe oder Bühnen hierfür.

Die Essensboxen werden so in den räumlichen Zusammenhang von verschiedenen Warensortimenten eines Super- oder Großhandelsmarktes gebracht. Zum Beispiel in Beziehung zu den scheinbar endlosen über und nebeneinander gestapelten Kisten unterschiedlicher Getränkemarken oder die Essensboxen tauchen in der Reihung mit unzähligen Warenschachteln in einer Tiefkühltruhe auf.

Das Einzelne tritt dabei in seiner endlosen Wiederholung in Konkurrenz zum immer Gleichen. Ein Nebeneinander von zwei- und dreidimensionaler Objekthaftigkeit, das einerseits durch das weite Netz der schwarzen Liniengeflechte, welche die unendliche Reihung von Warenhausartikeln beschreiben, erschaffen wird und andererseits durch die darauf platzierten dreidimensionalen Essenobjekte, die im scheinbaren Widerspruch zu ihrer Plastizität wegen der Betonung auf Kontur und Fläche, zweidimensional und zeichenhaft erscheinen.

Zagreus Koch Kunst Galerie

MENÜ

NACH DEM ESSEN INS HEIM

Griessklösschensuppe mit Hühnerbrühe, Gemüsen und Kräuter
Panierter und gebackener Zander im Zitronen-Weissweinsud eingelegt, grüner Salat mit Ei, Kartoffel-Gurkensalat und Rote Beete mit Honig
Rinderrouladen vom Salzwiesenrind mit Senf, Gurken und Speck, Rotweinsauce mit Steinpilzen, Kartoffelklöße und Rotkohl mit Apfel
Waffel Senn Cake mit Puderzucker, Parfait mit Kürbiskernöl, Sahne mit Cassis

 

JAGD AG

Ein Panorama von Bruno Nagel und Ulrich Krauss

10 / 03 / 12 bis 14 / 14 / 03

Brett-anrichten-Kopie

Unter dem Titel JAGD AG zeigen wir eine Installation aus eigenem Anbau. Bruno Nagel und Ulrich Krauss haben aus eigenen Beständen Objekte zusammengetragen und in einer Arbeitsgemeinschaft (AG) ein Wandfries ausgearbeitet, daß unterstützt durch Textzeilen eine sehr freie Geschichte des Jagens und Nagens erzählt. Mit eingebaut sind auch Objekte aus vergangenen Ausstellungen des Zagreus-Projektes. Es wurden für das Menü in bildhauerischer Manier Landschaften aus Vollbretthölzern gefräst auf und in denen das Menü aufgetragen wird.

WO BACCHUS DAS FEUER SCHÜRT SITZT VENUS AM OFEN

www.sprachbehausung.de/

Jagd-AG-JPG-Kopie

Wildbret vom Holzbrett

1. Zander – Qitte – Apfel – hausgemachte Nudeln – Consommée

2. Reh – Wildschwein – Wildente – Steinpilz – Gemüse – zwei Saucen

3. Beeren – Joghurt – Honig

ERDUNG

22 / 06 / 01 bis 28 / 07 / 01

Ausstellung und Erzählung von Sibylle Ritter

Der Ausstellung liegt eine fantastische Kurzgeschichte („Blind Date mit einem Falter“*) zugrunde, die sich auf unterschiedliche Weise in den Raum einfügt. Die aus der Geschichte herausgelösten, in Bilder und Skulpturen übersetzten Momente, rahmen das kulinarische Geschehen, welches in den Augen der Künstlerin weit mehr ist als nur die Stillung von Hunger oder sinnlicher Genuss. Essen ist Erdung.

Erdung940

An Tischen, die nicht nur schweigend Aufserviertes tragen, sondern sich mit Worten in den Verzehr einmischen, wird der speisende Gast zum Zuhörer, dem sich der Text dezent mitteilt.